Fischerhaus Kirchstrasse
Denkmalpflegerischer Anbau, Umbau und Sanierung in der Dorfkernzone
Der Umbau befasst sich mit einem historischen Fischerhaus in der Kernzone der Ortschaft Gottlieben am Seerhein. Das einseitig angebaute Wohnhaus wird denkmalpflegerisch als wertvoll eingestuft, seine Substanz jedoch wurde im 2011 in einem schlechten Zustand vorgefunden. Das Amt für Denkmalpflege des Kantons Thurgau wurde deshalb bewusst früh in die Konzeptphase miteinbezogen, und das Gebäude konnte in seiner Erscheinung strassen- und gartenseitig unterteilt und geordnet werden. Das einfache, nur zweigeschossige Gebäude entsprach in seiner Form dem Typus des Handwerkerhauses, wie es am Dorfplatz 5 und dann vorwiegend im westlichen Ortsteil in der Zone der ehemaligen Fischerhäuser zu finden war. Es handelte sich um ein traufständiges, verputztes Fachwerkgebäude, das nach Osten am schmalen Hofzugang freistehend war. Am rückwärtig beschnittenen Teil war ersichtlich, dass östlich ehemals ein angeschlossener Ökonomieteil existiert hatte, der später gegen die Strasse zum Wohnteil ausgebaut worden war. Die Gesamterscheinung des 1897 mit dem Nachbarhaus der Kirchstrasse 5 zusammengebauten Gebäudes entstammt dem 19. Jahrhundert – der Kern ist aber älter. Das Um- und Anbaukonzept stützt sich stark auf die vorgefundenen Strukturen und kann in drei Teile gegliedert werden. Die strassenseitige Fassade und ihre dahinterliegenden Raumstrukturen werden weitgehend erhalten und denkmalpflegerisch saniert. Ostseitig wird der vorgefundene ehemaligen Ökonomieteil in seiner Struktur und Erscheinung verstärkt, und der vorhandene Einschnitt wird mit einem Neubau gefüllt. Das neue Volumen orientiert sich gartenseitig (Süden) und erscheint in seinem Äusseren als Turm. Der vorgefundene grosszügige Dachraum wird zu Wohnraum umgenutzt, wobei die stark präsenten Strukturen der Holzdachstuhlkonstruktion raumbildend einbezogen werden. Entstanden ist ein Umbau, der die Nutzungsverteilungen neu konfiguriert. Im Erdgeschoss befinden sich nebst dem Eingang neu Atelierräumlichkeiten und über die weiteren drei Obergeschosse erstreckt sich eine weitläufige Wohnung mit Küche, Wohn- und Esszimmer, Studio und Schlafzimmern. Diese Innenräume sind geprägt vom Zusammenspiel zwischen grosszügigen Raumkompositionen und Durchdringungen der bestehenden Holzstrukturen und massiven Mauerwerke. Dieser Kontrast wird innenräumlich mit der Wahl von hell verputzten Wänden und Decken nochmals intensiviert. Ein vorgefundenes Täferzimmer strassenseitig wird rekonstruiert. Das äussere Erscheinungsbild der Volumenkomposition wird mit einer vertikalen Brettschirmholzschalung umfasst. Diese lehnt sich bewusst an die vorgefundene an, erweist sich jedoch in ihrer Plastizität und Schattenbildung durch eine grössere Dimensionierung der Bretter als eine Verstärkung. Sie stellt in ihrer dunklen Erscheinung einen gewollten Kontrast zur bestehenden hell verputzten Fachwerkfassade dar.
Bauherrschaft: Privat
Ort: Gottlieben
Realisierung: 2011 - 2015
Fotografie: Mark Niedermann
























